Schriftzug des MZW, welcher für das Fast-50-Jahr-Fest 2004 kreiert wurde.

Wie alles anfing...

Die Schöpfung Adams von Michelangelo

Bei der Primiz von Hochwürden Alfons Binder in der Pfarre St. Josef am Wolfersberg spielten die Breitenseer Pfadfinder zum Auftakt. Der Kaplan Emmerich Kléner war von diesem Spiel so begeistert, daß er der Meinung war, "So etwas wäre auch bei uns möglich...!"
So machte sich Kaplan Kléner zusammen mit Herbert Edlinger und Peter Höfler auf den Weg zum Musikinstrumenten-Erzeuger Votruba, mit nur 720 öS in der Hand, um Instrumente zu kaufen. Mit einer Marschtrommel und 4 (Wehrmachts-) Fanfaren, sowie 760 Schilling Schulden verließ man das Geschäft wieder. Das war am  21.6.1960  und somit für uns das Gründerdatum des Musikzuges Wolfersberg.
Mit Kléners treuen Freund und Pfadfinder aus Breitensee begannen er und Angehörige der  Katholischen Arbeiterjugend  die Proben, was in der unmittelbaren Nachbarschaft auch sofort auf heftigen Widerstand stieß; "...Halbstarkenmusik, ...Kongotrommeln, ...Idiotenkrawall", waren die Rüffel, um nur einiges zu nennen. Doch Kaplan Kléner ließ sich nicht entmutigen. Im Herbst 1960 gab es dann bei der Quatember-Feier auf der Sommerschule den ersten öffentlichen Auftritt, des Musikzuges Wolfersberg. Der Auftritt war nur ein Versuch mit Unterstützung von den Breitenseer Pfadfindern, aber die Begeisterung der Wolfersberger gab den jungen Musikern Mut zum Weitermachen.
Bald kamen neue Instrumente dazu. Nicht alle Instrumente mußten von Herrn Kaplan Kléner gekauft werden. Der Musikzug erhielt kräftige Unterstützung vom Pfarrer Sauer und von der Frauenbewegung unter der Leitung von Frau Sunko.

Nach exakt einem Jahr besaß der Musikzug
4 Silber-Fanfaren,
7 Neusilber-Fanfaren,
6 Marschtrommeln,
3 Landsknechtstrommeln.

Weiters;
11 Fanfarentaschen,
15 Mundstücke,
10 Fanfaren-Flaggen, und
Notenmaterial (bis heute nicht wieder gefunden).

Alles zusammen 11.000 Schilling (!).

Foto einer Fanfare

Bereits im ersten Musikzugjahr nahm man jede Feier zum Anlaß, für eine Darbietung der musikalischen Künste des Musikzuges:
Christkönigfest,
Weihnachtsblasen,
Hochzeiten,
Feier der KAB in Wien,
Werkzeugweihe,
Erstkommunion,
und worauf man besonders Stolz war; der Bekenntnistag mit einem Auftritt bei der Wiener Stadthalle und einem Marsch über den Ring (siehe Fotogalerie).

1962 verließ Kaplan Kléner die Pfarre Wolfersberg. Seine eigenen Musikinstrumente nahm er mit. Was über blieb reichte nicht mehr aus um bei Anlässen zu spielen.
Besonders Gerhard Trübswasser bemühte sich nun Geld für neue Instrumente zu beschaffen. Nochmals erwies sich die Frauenbewegung als hilfreich, ebenso die Gewerkschaft, für die später sehr oft gespielt wurde, die Katholische Arbeiterbewegung (KAB), die Katholische Arbeiterjugend (KAJ), und andere Sponsor. Nach etwa einem Jahr besaß der Musikzug wieder einen vollständigen Bestand an Fanfaren und Trommeln. Eine Krise des MZW war damit erfolgreich gemeistert.

Auftritt zum Abschied Kaplan Kleners 1962

In den weiteren Jahren folgten weitere Auftritte. Zum Teil waren darunter auch höchst ungewöhnliche Darbietungen. Zum Beispiel eine spontane (unangemeldete) Aktion zum 25-Jahr-Jubiläum der Katholischen Jugend auf dem Stefansplatz (tolle Akustik dort!).

Auch gab es weniger glückliche Auftritte: Anfang der 80er Jahre wurde auf der Mariahilferstraße eine Friedensdemonstration gegen Nukleare Bedrohung abgehalten. Der Musikzug nahm dies zum Anlaß ein Stück zum Besten zu geben. Gespielt wurde noch immer mit den alten Wehrmachtstrommeln. Einige Demonstranten hielten daher den Musikzug für nationalsozialistische Gesinnte, was auch gleich ein Bombardement von Bierflaschen zur Folge hatte (vielleicht spielte der Musikzug aber auch nur schlecht :-). Dieser Vorfall veranlaßte daher die Musikzug-Jugend die Trommeln mit dem Wappen des MZW zu übermalen (siehe dazu Inhalt "Musik").

Trommler aus dem Altertum

Nicht zu jeder Zeit war der Musikzug besonders aktiv, oder bemühte sich um Veränderungen. Zwischendurch hatte der MZW nicht einmal einen Leiter. Dann übernahm Janda Walter die Führung und bestimmte wann und wo gespielt wurde.
So verging die Zeit bis 1988 die Leitung des Musikzugs und mit ihr die älteren Musikzügler ihre Tätigkeit beenden wollten und Hansi Zamburek die Leitung des MZW übernahm. Damit war die Zahl der Mitglieder auf rund 6 Personen gesunken.
Intensivst versuchte Hansi Zamburek neue Mitglieder in den Jungschargruppen anzuwerben. Für die Jugend schien der Musikzug aber nicht attraktiv genug zu sein. So wurde einige Male diskutiert den Musikzug aufzulösen, doch so schnell wollte man auch nicht aufgeben. - Außerdem galt es das "Erbe" von Walter Janda zu erhalten.



Fanfarenspieler Hansi Zamburek 1989

Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, versuchte man im kleinen Rahmen Aktivitäten durchzuführen. Dafür hatte der Musikzug aber nicht genug Geld, und die Restaurierung der Instrumente und Neuanschaffungen wären auch fällig gewesen. Man erhob Anspruch auf einen Teil des Budget der Jugend, schließlich war der MZW ein Teil davon - glaubte man. Zuletzt kam man zu dem Schluß, daß der Musikzug in die Organisation der Pfarre nicht mit eingebunden war. Zuletzt bekam der Musikzugleiter doch noch Geld für zwei neue, große Trommeln und für die Restaurierung zweier Fanfaren. Weiters wurden eigene Hemden für Auftritte gekauft und man bemühte sich um ein besseres Erscheinungsbild. Neben finanziellen Sorgen kam noch hinzu, daß lange Zeit auch in der sehr kleinen Wäschekammer der Pfarre geprobt werden mußte, da die Clubräume in dieser Zeit von Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien bewohnt wurden. Um nicht nochmals den Pfarrgemeinderat um Geld bitten zu müssen und finanziell von ihr abhängig zu werden, bemühte man sich um mehr Auftritte, und organisierte ein Sommerfest. Die Bemühungen zahlten sich nicht nur finanziell aus. Auch die Anzahl neuer Mitglieder stieg wieder an. Für kurze Zeit wurde sogar die Anzahl an Musikinstrumenten zu wenig. Seither ist der Musikzug Wolfersberg eine der wahrscheinlich aktivsten Jugendgruppen am Wolfersberg.



Gruppenfoto des MZW 1997
Rochus Hetzendorfer (Musikzug-Historiker), 6/1997